3 Fragen an: PD Dr. Felix Nensa #pulse

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3 Fragen an:

PD Dr. Felix Nensa ist Leiter der Arbeitsgruppe für künstliche Intelligenz (KI) am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Er erklärt das Potenzial von KI in der Medizin und wie Mensch und Maschine am sinnvollsten zusammenarbeiten können. #KünstlicheIntelligenz #Digitalisierung

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Wie stark sind Algorithmen und KI im Gesundheitswesen schon heute vertreten?

Die Nutzung von KI in der Medizin etabliert sich ganz sukzessiv: Viele moderne Medizinprodukte, auch die Scanner von GE Healthcare, arbeiten heute schon mit KI im Hintergrund. Das merkt man als Anwender gar nicht unbedingt. Künftig wird es vor allem die Workflow- und Workload-Optimierung sein, die von KI gesteuert wird. Viele repetitive Aufgaben, die einen Mediziner oder das Pflegepersonal eigentlich unterfordern, aber dennoch gemacht werden müssen, werden zunehmend mithilfe von KI einfacher – etwa in der onkologischen Bildgebung. Gut ausgebildete Menschen können sich dadurch stärker auf das konzentrieren, was sie besonders gut können und ihr volles Potenzial ausschöpfen.

„Viele repetitive Aufgaben werden zunehmend mithilfe von künstlicher Intelligenz einfacher. So können Potenziale im Gesundheitswesen ausgeschöpft werden und die Menschen sich wieder mehr auf das konzentrieren, was sie besonders gut können.“
PD DR. FELIX NENSA


Worin besteht die Herausforderung, gewinnbringende Technologien stärker im Mainstream zu etablieren?

Wir müssen mit KI real existierende Probleme lösen, die im Klinikalltag oder im niedergelassenen Bereich immer wieder auftreten. Das bedeutet für KI-Experten: Wir dürfen nicht das Problem für ein Tool suchen, sondern müssen das passende Tool für ein vorhandenes, klinisches Problem finden. Im Fokus soll immer der Nutzwert für den Anwender stehen, nicht die technischen Möglichkeiten und Visionen. Zusätzlich müssen wir berücksichtigen, dass das Gesundheitssystem gewisse Prozesse hat, die nach festen Regeln ablaufen. Ein Tool lässt sich nur in den gelebten Prozess in der Klinik integrieren, wenn es diese Strukturen präzise befolgt – sonst bleibt es ein unbrauchbarer Fremdkörper. Damit eng verbunden ist die richtige Workflow-Integration. Und Klinikmitarbeiter kämpfen häufig um jede Minute Zeit für ihre Patienten. Die Hürde, ein neues Tool zu benutzen, muss deshalb möglichst gering bleiben. Sind diese Faktoren nicht gegeben, lässt sich auch die glorreichste KI zwar verwirklichen, aber nicht implementieren.

Arbeitet KI zuverlässiger als der Mensch?

Definitiv nein, die Abwägung „Mensch oder Maschine“ halte ich auch gar nicht für sinnvoll. Interessant wird es dann, wenn der Mensch und die KI synergistisch arbeiten. Auch KI oder Deep Learning wird nie zu 100 Prozent funktionieren, sondern genauso Fehler machen wie wir Menschen. Zum Beispiel beim Mammographie-Screening: Es kann vorkommen, dass die KI einen Tischtennisballgroßen Tumor übersieht, den von uns Menschen selbst Laien erkennen würden. Wiederum identifiziert dieselbe KI aber bei anderen Screenings einen winzigen Herd, den Menschen in 80 Prozent der Fälle übersehen hätten. Die Kompetenzen von Mensch und Maschine stehen also nicht im Wettbewerb – sie ergänzen sich. Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis: Um technologischen Fortschritt mittels KI stärker zu etablieren, gilt es genau diese Synergie hervorzuheben, und damit das Vertrauen der Benutzer in die Software zu steigern. Mensch und Maschine kommen gemeinsam zu einem präziseren Ergebnis! Gute KI-Tools, die die Medizin präziser machen, Arbeitsentlastung schaffen und auch für den Patienten spürbar Dinge beschleunigen oder verbessern, werden sich weiterhin durchsetzen.


Dies ist ein Artikel aus #pulse, unserem Zukunftsmagazin (Ausgabe 01/2022). Möchten Sie mehr zu unserem Kundenmagazin oder unseren digitalen Lösungen erfahren? Dann klicken Sie hier.