Diagnose Reizdarm mit Durchfall

Leiden Sie unter Reizdarm mit Durchfall? Erfahren Sie, wie häufig ein unerkannter Gallensäurenverlust dahintersteckt — und welche Diagnoseschritte Ihrem Arzt helfen können.

Diagnose Reizdarm mit Durchfall – Was tun?

Jeder Dritte, der die Diagnose „Reizdarm mit Durchfall“ erhält, leidet an einem Gallensäurenverlustsyndrom – und das erfordert eine spezielle Behandlung.

Die Symptome des Gallensäurenverlustsyndroms ähneln denen des weit verbreiteten Reizdarmsyndroms (RDS). Viele Betroffene leben daher jahrelang mit einem unerkannten Gallensäurenverlustsyndrom, ohne dass sich ihre Beschwerden deutlich bessern.1

Reizdarmsyndrom: Die richtige Diagnose?

Das Reizdarmsyndrom ist vor allem durch anhaltende Durchfälle und Bauchschmerzen geprägt, genauso wie das Gallensäurenverlustsyndrom. Die Ähnlichkeit der Krankheitsbilder führt zu einer Verwechslungsgefahr. Zudem ist das Gallensäurenverlustsyndrom im Vergleich zum weit verbreiteten Reizdarm eine eher unbekannte Erkrankung.

Studien haben ergeben, dass rund ein Drittel der Reizdarmpatienten, die unter Durchfall leiden, tatsächlich an einem Gallensäurenverlustsyndrom erkrankt sind. Es könnte sich für diese Patienten also lohnen, der Sache genauer auf den Grund zu gehen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und dementsprechend auch die richtige Therapieempfehlung. So passt zum Beispiel das abwechselnde Auftreten von (wässrigen) Durchfällen und Fettstühlen nicht zur Diagnose Reizdarm, sondern eher zum Gallensäurenverlustsyndrom. Dasselbe gilt für Durchfall, der völlig unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit auftritt.

Beim Gallensäurenverlustsyndrom ist die Resorption der Gallensäuren im Gallensäurenkreislauf vermindert. Ist die Konzentration an Gallensäuren im Darm zu hoch, sind Bauchkrämpfe und breiiger Stuhl bis wässriger Durchfall die Folgen.2-5

Gallensäurenverlustsyndrom: Diese Symptome sind typisch

Das Hauptsymptom des Gallensäurenverlustsyndroms ist ein chronischer Durchfall – aber auch andere Anzeichen können den Verdacht auf die Erkrankung erhärten.

An diesen Symptomen erkennen Sie ein Gallensäurenverlustsyndrom:

• schmerzhafter, wässriger und explosiver chronischer Durchfall (chologene Diarrhö)
• übelriechender, schaumiger, gelblicher Durchfall
• Fettstuhl: eine krankhafte Erhöhung des Fettgehalts im Stuhl
• dringender Toilettendrang / unerwünschter Stuhlabgang (Stuhlinkontinenz)
• zahlreiche Stuhlgänge pro Tag und in der Nacht
• schmerzhafte Bauchkrämpfe, Bauchschmerzen
• Völlegefühl
• Blähungen
• Sodbrennen
• Fettunverträglichkeit
• Vitamin B12 Mangel
• Mangel an fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K
• Gallensteine
 
Anhand dieser Hauptsymptome, vor allem an den unterschiedlichen Arten des Durchfalls, können Sie auch als Laie den Fortschritt der Erkrankung erkennen.6
Diagnose

Verdacht auf Gallensäurenverlustsyndrom: Und was nun?

Die Diagnose eines Gallensäurenverlustsyndroms sollte stets durch einen Arzt erfolgen. Medizinern stehen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, um ein Gallensäurenverlustsyndrom festzustellen.7

Nicht-invasiver Scan

Diese Untersuchung misst die Gallensäurenaufnahme im Darm nach Einnahme einer radioaktiv markierten synthetischen Gallensäure. Es werden zwei Untersuchungen im Abstand von sieben Tagen in einer nuklearmedizinischen Einrichtung durchgeführt.

Blutuntersuchung

Im Blutplasma werden verschiedene Biomarker gemessen und mit denen von gesunden Kontrollproben verglichen. Die Verwendung dieser Tests erfordert eine Standardisierung sowie eine spezielle Laborausstattung.

Stuhlprobe

Anhand einer Stuhlprobe lässt sich der Gallensäurenverlust im Stuhl quantifizieren. Erhöhte Werte von Gallensäuren deuten auf ein Gallensäurenverlustsyndrom hin.

FAQ

Häufig gestellte Fragen

Kann das Gallensäurenverlustsyndrom geheilt werden? Wie wird es behandelt und wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen? Antworten auf diese Fragen finden Sie in unseren FAQs.

FAQ

Therapie

Die beste Therapie eines Gallensäurenverlustsyndroms liegt in der Behandlung der Grunderkrankung. Ist dies nicht möglich (z.B. nach einer Ileumresektion), kann eine Symptombehandlung die Beschwerden verringern. Eine Heilung des Gallensäurenverlustsyndroms ist dann nicht möglich.
 
Zur Symptombehandlung eignen sich eine Ernährungsumstellung und, wenn diese allein nicht hilft, eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Gallensäurenkomplexbildnern. Diese Medikamente binden die Gallensäuren im Dünndarm und verhindern so eine Dickdarmreizung.
 
Im Einzelfall dauert es mehrere Monate, bis die Dosierung der Medikation bzw. Diät so eingestellt ist, dass sich die Symptomatik wirklich verbessert.

Prognose

Medikamentöse und ernährungstherapeutische Behandlungsansätze können helfen Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Viele Betroffene leben mit diesen Therapien sogar häufig symptomfrei. 
Ist die ursächliche Erkrankung nicht heilbar, wird selten die völlige Beschwerdefreiheit erreicht. Im Fokus liegt dann die Symptomlinderung und die größtmögliche Verbesserung der Lebensqualität. Eine ausgewogene Ernährung ist hierfür zielführend. Besteht Mangelernährung, kann sich der Zustand z.B. durch eine Ernährungsumstellung bei ausreichender Vitaminzufuhr deutlich verbessern. Rückfälle sind möglich, sobald die Ernährung nicht mehr optimal an die Bedürfnisse des Körpers angepasst ist.
Referenzen
  1. Bannaga et. al. BMJ Open Gastro 2016;3:e00116
  2. Slattery SA, Aliment Pharmacol Ther 2015; 42: 3–11
  3. Corsetti et. al. IBS Global Impact Report 2009
  4. Wedlake et. al. Aliment Pharmacol Ther 2009; 30 (7): 707-17
  5. Keely et. al. Cel Mol Gastroenterol Hepatol 2016;2:725–732
  6. BAD UK, o. J. Symptoms [online] [Zugriff am 17.04.2023]. Verfügbar unter: https://www.bad-uk.org/symptoms
  7. Lyutakov, I., Ursini, F., Penchev, P. et al. Methods for diagnosing bile acid malabsorption: a systematic review. BMC Gastroenterol19, 185 (2019)

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